Er ist wieder da Film Kritik

Donnerstag, November 19, 2015

Eigentlich zensiere ich hier ausschließlich Bücher, aber ich muss meine Gedanken zu der Verfilmung von dem gleichnamigen Bestseller Er ist wieder da von Timur Vermes.

Hier der Trailer zum Film:


Inhalt :
Adolf Hitler (Oliver Masucci) erwacht 69 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mitten in Berlin. Was ist mit Deutschland in der Zwischenzeit geschehen? Überall Ausländer, Demokratie und Euros, das gefällt dem Ex-Diktator gar nicht. Doch niemand glaubt, dass er wirklich zurückkehrt ist, alle halten ihn für einen Imitator – einen verdammt witzigen. Ein Kioskbesitzer (Lars Rudolph), der dem obdachlosen Hitler zeitweise Unterschlupf gewährt, vermittelt ihn an die Fernsehproduzenten Sensenbrink (Christoph Maria Herbst) und Sawatzki (Fabian Busch). Senderchefin Bellini (Katja Riemann) kann schnell davon überzeugt werden, dass sie potentielles Comedy-Gold vor sich hat. Hitler bekommt ein Büro, und kurz nachdem ihm seine neue Sekretärin Fräulein Krömeier (Franziska Wulf) erklärt hat, was eine Computermaus ist und wie man ins „Internetz“ kommt, weiß Hitler schon genug über die Gegenwart, um reichlich Munition für seine Bühnenauftritte zu haben. Es dauert nicht lange, und er ist wieder da…

Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Timur Vermes, auch mit dokumentarischen Szenen. In denen trifft die Figur Hitler auf – teils prominente – Bürger.


Kritik:
Da ich das Buch noch nicht gelesen habe, werdet ihr hier vergeblich nach einer Buch Kritik suchen, sobald ich es jedoch gelesen habe, und ich plane das nach diesem Film sehr bald zu tun, werde ich auch eine Kritik einstellen.

Die Schauspieler in diesem Film sind gut ausgesucht und spielen ihre Rollen alle phantastisch mit einer kleinen Ausnahme. Der Moderator der Fernsehrsendung, in der Adolf Hitler das erste Mal auftritt, ist meiner Meinung nach ein bisschen zu "Ausgerastet", dafür, dass er in der Öffentlichkeit stand. Ansonsten ein sehr stimmiger Film mit viel lehrreichen Lektionen. Bild und Ton waren phantastisch, es war eine spitzen Qualität und ich bin mir selten so vor gekommen, als würde ich gerade keine deutsch produzierte Scheiße schauen, wie es oft der Fall ist bei diesen nervigen Sat 1 Spielfilmen. Bei dem Film passt alles und er lässt einen mit offenem Mund zurück. 

Ich habe gerade die Altersbeschränkung (ab 12) gesehen und weiß nicht genau, wie ich dazu stehen. soll. Vermutlich OK, aber ich finde wenn Zwölfjährige auch schon mit dem zweiten Weltkrieg bombardiert werden und wir berücksichtigen, dass wir auch in jungen Jahren schon unglaublich beeinflussbar sind finde ich diese hohe Altersbeschränkung schon bedenklich. Andererseits hätte ich mir mit 12 den Film (a) nicht angesehen, weil er mich nicht interessiert hätte und (b) wäre ich mit dem Thema eindeutig noch überfordert gewesen. 

Jeder, der mehr über das Leben nachdenken will und sich eine Lektion erteilen lassen will, sollte sich diesen Film ansehen. Nein eigentlich sollte sich jeder Einzelne diesen Film ansehen. Er hat mir viel Stoff zum nachdenken gegeben, dem ich weiter unten Luft machen will. 
Ich kann eigentlich nur sagen, schaut euch den Film an!!!

Die große Frage für viele zum Schluss - Zuerst Film oder Buch lesen?
Für viele kommt das schon zu spät und ich habe das Buch ja auch noch nicht gelesen, aber ich würde jetzt fast lieber sagen den Film und dann die Studentenausgabe des Buches kaufen und sich richtig mit dem Thema beschäftigen. Alles andere wäre eine Zeitverschwendung. 

Meine Persönliche Bitte, wer den Film noch nicht gesehen hat und das Buch auch noch nicht gelesen hat, bitte hört hier auf zu lesen. Es nimmt euch so viel weg von der Überraschung und irgendwie auch von der Message. Bitte hier jetzt aufhören. 


Meine Gedanken:
Wow. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen, ich versuche es aber trotzdem einmal. Wow. Hm...Okay, mal sehen. Wow, das war überraschend. Ich hatte keine Ahnung worum es in dem Film geht. Also doch den Klappentext des Buch kannte ich und den einen Trailer, bei dem es ins Lustige gezogen wird. Wovon ich zu Tiefste überzeugt bin, ist, dass es absichtlich keinen richtigen Trailer gibt. Wieso? Weil man glauben soll, dass es eine Komödie ist. Auch der Klappentext des Buches lässt nicht auf einen sehr tiefgründigen Inhalt schließen. Zumindest für mich. Zumindest nicht so. Es war einfach so unglaublich...richtig. Es war einfach nur die pure Wahrheit.

Der Film macht ab der Hälfte eine Hundertachtzig Grad Wendung und verändert sein Genre (?) von Komödie zu Bildung. Als ich letzte Woche in einer Buchhandlung war, hatte ich zum ersten Mal die Studiumsausgabe von Er ist wieder da gesehen. Ein dicker Wälzer mit schwarzem Cover und vielen zusätzlichen Infos. Echt schick, übrigens. Da war ich schon ein bisschen verwirrt, wieso nach diesem augenscheinlich und nach durchlesen des Klappentextes für unscheinbar gehaltenes Buch einen solchen Wert in einem Studium haben soll.

Ich habe mit einer Komödie gerechnet und meine Rechnung dafür bekommen. Klar, es ist nichts Witziges an dem Thema zweiter Weltkrieg, Hitler oder Judenverfolgung, aber ich ging trotzdem in diesen Film. Ich würde gerne sagen, ich lachte bei keinem einzigen Witz. Oder ich wäre am liebsten sofort aufgestanden und gegangen, weil ich das Anstößig fand. Aber sobald der Hund erschossen wurde, hat bei mir schon etwas Klick gemacht. Das dieser Film uns mehr sagen will. Dass das Buch vermutlich noch viel besser war. 

Das aller Schlimmste fand ich, dass die Personen, die Hitler auf der Straße Unterstützung zugesprochen hatten, laut einem Interview mit den Produzenten des Filmes, echte Menschen und Passanten und keine Schauspieler waren. Selbst der Politiker, der gesagt hat das Kamerateam solle die Dreharbeiten kurz beenden, hatte Hitler seinem Zuspruch zugesichert. 

Das ist einfach nur beängstigend und genauso wahr. Ich kann diesen Film nur mit der Welle vergleichen - einem ebenfalls sehr guten Film mit Realitätsbezug in dem ein Lehrer ein Regime des 3 Reiches mit seinen Schülern nachstellt und sie ihm Blindlinks folgen - und euch allen raten ihn euch anzusehen. Bzw, das habt ihr hoffentlich schon. 

Ich habe den ganzen Film über gewartet, dass Adolf Hitler die Macht an sich reißen wird. Dass er mehr Politik einbringt. Aber das wollte uns dieser Film nicht zeigen. Er wollte nicht unterhalten. Er wollte den Helden nicht im letzten Moment gewinnen lassen. Er wollte uns die Realität zeigen. Er wollte uns lehren. Und das hat er. Jedenfalls mich. 

Jetzt bleibt nur noch eine Frage. 
Hat dieser Roman etwas gebracht? Werden wir jetzt alles ändern und Menschen, die Hitlers Denken zum Teil befürworten aus unserem Land schicken? Nein. Vermutlich nicht. Aber es ist ein Schritt. Ein Wachrüttler. Eine Brille durch die wir ein bisschen klarer in die Zukunft sehen können. 
Menschen, die uns Dinge versprechen, die wir hören wollen um an die Macht zu kommen wird es immer geben. Ob wir dagegen etwas tun oder mitziehen, ist eine andere Geschichte. 


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